Holzquartier Neuhegi in Winterthur

CH – 8404 Winterthur: Das Holzquartier in Winterthur besteht aus den zwei großen Holzbauten sue&til sowie dem Mehrgenerationenhaus “Alte Giesserei”. Zusammen bilden sie das Quartier Neuhegi.

Das Mehrgenerationenhaus “Alte Giesserei” verfügt über 140 Wohneinheiten,14 Gewerbetreibende und 8 Gemeinschaftsräume mit einer Nutzfläche von 17.050 m2. Die Gebäude sind in Holzbauweise im Minergie-P-Eco-Standard erstellt. Die Giesserei gilt mit nur 0,2 Parkplätzen pro Wohnung und 480 Veloständern als autofreie Siedlung.

Das Gebäude “sue & til” , welches in direkter Nachbarschaft zur Alten Giesserei liegt, verfügt auf 6 unterschiedlich gestalteten Geschossen über 307 Wohneinheiten aus Holz, die hauptsächlich in Holzmassivbauweise (Brettschichtholz) ausgestaltet wurden. Die Fassade wurde mit Aluminiumplatten verkleidet. Lediglich der Keller sowie die Stiegenhäuser wurden in mineralischer Bauweise ausgeführt.

Fertigstellung Alte Gießerei: 2013. Fertigstellung sue & til: 2018

“Alte Giesserei”

© Abb.: S. Klein, Bonn

Das Mehrgenerationenhaus “Alte Giesserei” verfügt über 140 Wohneinheiten mit 1½ bis 9 Zimmern, 11 Joker-Zimmer (davon 3 Gästezimmer) und 14 Gewerbebetriebe, darunter ein Restaurant, eine Filiale der Stadtbibliothek Winterthur, zwei Kunstgalerien und ein Musikzentrum. Zu den 8 gemeinschaftlich genutzten Räumen gehören ein großer Saal für interne und öffentliche Veranstaltungen, 2 Gemeinschaftsräume, 2 Waschbars, ein Musikübungsraum und 3 Werkstätten. Die Gebäude sind in ökologischer Holzbauweise erstellt und erfüllen den Minergie-P-Eco-Standard. Die Giesserei gilt mit nur 0,2 Parkplätzen pro Wohnung und 480 Veloständern als autofreie Siedlung. Grundstücksfläche: 11.000 m².

1) Projektdaten
Nutzeinheiten: 140 Wohneinheiten + 14 Gewerbetreibende + 8 Gemeinschaftsräume
Nutzfläche: 17.050 m2
– davon Wohnfläche: 13.788 m2
– davon Gewerbefläche: 2.590 m2
– davon Gemeinschaftsräume: 672 m2
Grundstücksfläche: 11.037 m2
Geschossfläche: 29.265 m2
Gebäudevolumen: 96.376 m3
Bauzeit: 2009 – 2013
Wettbewerb: 2009
Fertigstellung: 2013

2) Baukonstruktion
Außer das Sockelgeschoss und die Erschließungskerne wurde das gesamte Gebäude in Holzbauweise errichtet. Aufgrund des Feuerschutzes sind alle Holzelemente verkleidet ausgeführt. Der Grundriss ist modular gestaltet und basiert auf einem engen Zimmerraster.

3) Baukosten
Gebäudekosten in der BKP 2
– pro Gebäudevolumen: CHF 624,00 pro m3
– pro Geschossfläche: CHF 2.057,00 pro m2
– pro Hauptnutzfläche: CHF 3.440,00 pro m2

Anlagekosten
– Gesamt: CHF 82,9 Mio
– davon Grundstückkosten: CHF 12,8 Mio
– davon Gebäudekosten BKP 1 – 5: CHF 64,3 Mio
– davon Bauherrenkosten: CHF 5,8 Mio

4) Projektbeteiligte
Auftraggebung: Gesewo Genossenschaft für selbstverwaltetes Wohnen / Hausverein Giesserei
Architektur: Galli Rudolf Architekten AG ETH BSA
Baumanagement: ph-Baumanagement AG, Frauenfeld
Bauingenieur: Indermühle Bauingenieure, Thun
Gebäudetechnik HLK: Advens AG, Winterthur
Elektrotechnik: EGO-Elektrikergenossenschaft, Winterthur
Akustik und Bauphysik: BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH, Zürich
Nachhaltigkeit: Büro für Bau- und Umweltchemie, Zürich
Landschaft: Rotzler Krebs Partner GmbH, Landschaftsarchitekten, Winterthur

5) Sonstige Angaben
Städtebau: Es wurden zwei Längsbauten mit jeweils sechs Geschossen in Nord-Süd-Ausrichtung realisiert. Gemeinsam mit zwei niedrigen Querbauten bildet das Ensemble einen ruhigen Innenhof aus.
Nur jeder fünfte Haushalt in der Wohnsiedlung verfügt hier über ein Auto (Schweizer Durchschnitt ist mehr als ein Auto pro Wohneinheit). Die Bewohner*innen des Mehrgenerationenprojekts nutzen stattdessen den öffentlichen Nahverkehr, Carsharing (ein Carsharing-Auto von Mobility in der Siedlung und nachbarschaftliches Carsharing) oder Fahrräder (480 Fahrradabstellplätze, davon 390 überdacht). Jedes Treppenhaus verfügt darüber hinaus über einen Mobilitätsraum, in dem bspw. Anhänger untergestellt werden können.
Wie auch bei anderen Good Practice-Beispielen ist auch bei der »Giesserei Winterthur« die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr vorbildlich: Zwei S-Bahnstationen und vier Buslinien erreichen die Bewohner*innen der Giesserei fußläufig unter 10 Minuten. Eine Tafel mit den Abfahrtszeiten der öffentlichen Verkehrsmittel finden die Bewohner*innen u. a. auf der Webseite der Giesserei.
Elektrosmog geplagte Menschen sind in der Giesserei Winterthur gut aufgehoben. Hierfür sind Leitungen im Boden verlegt oder mindestens einen Meter von möglichen Schlafplätzen entfernt. Zudem wurden bei der Errichtung des Hauses diesbezüglich Wünsche berücksichtigt.
Zudem wurden auf Initiative der Giesserei die angrenzenden Straßen zur Siedlung 2015 zu Tempo 20-/Begegnungs-Zonen umgestaltet.
In der Giesserei leben rund 240 Erwachsene und über 100 Kinder und Jugendliche aus mehr als zwei Dutzend Herkunftsländern mit ungefähr gleich vielen Muttersprachen. Die Altersstruktur der Bewohnenden entspricht in etwa derjenigen der Schweizer Bevölkerung.

Auszeichnungen/Zertifizierungen: MinergieP-Eco; 2000-Watt-Gesellschaft

Erfahrungen von Bewohner*innen: www.nzz.ch/zuerich/wenn-im-vorzeigeprojekt-die-generationen-aneinandergeraten-ld.1340787

Weitere Angaben und Fotogalerie: siehe https://sdg21.eu/db/alte-giesserei-winterthur

Quellen/Links
Hausverein Giesserei (o.J.): Die Giesserei: das Mehr-Generationen-Haus am Eulachpark. https://www.giesserei-gesewo.ch/ (Zugriff am 23.10.2021)
Galli Rudolf Architekten AG ETH BSA (o.J.): Mehrgenerationenhaus «Giesserei». https://galli-rudolf.ch/projects/Mehrgenerationenhaus-Giesserei (Zugriff am 23.10.2021)
Schregenberger, K. (2017): Wenn im Vorzeigeprojekt die Generationen aneinandergeraten. Neue Zürcher Zeitung. https://www.nzz.ch/zuerich/wenn-im-vorzeigeprojekt-die-generationen-aneinandergeraten-ld.1340787?reduced=true (Zugriff am 23.10.2021)
Wolpensinger, H. (2019):
Alte Giesserei, Winterthur. https://sdg21.eu/db/alte-giesserei-winterthur (Zugriff am 23.10.2021)

www.giesserei-gesewo.ch
https://galli-rudolf.ch/projects/Mehrgenerationenhaus-Giesserei
www.nzz.ch/zuerich/wenn-im-vorzeigeprojekt-die-generationen-aneinandergeraten-ld.1340787
https://sdg21.eu/db/alte-giesserei-winterthur

sue&til

Auf dem ehemals industriell genutzten Sulzer-Gelände, entstand ein mäanderartiges Gebäude mit dem Namen “sue&til”. Es verfügt auf 6 unterschiedlich gestalteten Geschossen über 307 Wohneinheiten aus Holz, die hauptsächlich in Holzmassivbauweise (Brettschichtholz) ausgestaltet wurden. Zudem wurde das Gebäude an den Außenwänden mit Aluminiumplatten verkleidet. Lediglich der Keller sowie die Stiegenhäuser wurden in mineralischer Bauweise ausgeführt. Durch die Wahl des Baustoffes Holz konnte die Bauzeit verkürzt werden, wodurch die Bewohner*innen 14 Monate nach Baubeginn die Wohnungen beziehen konnten. Der Bau erfüllt die Standards der 2000-Watt-Gesellschaft.

1) Projektdaten
Nutzeinheiten: 307 Wohneinheiten
Nutzfläche nach SIA 416: 7.800 m2
Grundstücksfläche nach SIA 416: 17.789 m2
Geschossflächen nach SIA 416: 53.280 m3
Bauzeit: 2016 – 2018
Wettbewerb: 2013
Fertigstellung: 2018

2) Baukonstruktion
Mit Ausnahme des Sockelgeschosses wurde das Gebäude in Holzbauweise errichtet. Für die dreischichtige Konstruktion kamen neben dem Ständerwerk aus Brettschichtholz Holzwerkstoffplatten für die äußere und innere Beplankung zum Einsatz. Die Fassade wurde mit Aluminium­verbundplatten verkleidet. Die Elemente für Decken sowie für die Innen- und Außenwände konnten schon vorgefertigt auf die Baustelle geliefert werden. Die Bäder waren ebenfalls als vorgefertigte Holzmodule ausgeführt.

Weitere Daten
Gebäudevolumen: 178.888 m3
Voll- und Brettschichtholz: 6700 m3 Fichte/Tanne, (Schweiz und Süddeutschland)
Holzwerkstoffplatten/Furnier- und Mehrschichtplatten: 1350 m3
Dreischichtplatten: 210 350 m2
OSB-Platten: 12 000 m2 (espazium)

3) Baukosten
BKP 1-9: 162 Mio. CHF
BKP 214 (Montagebau in Holz): 15 Mio. CHF (weberbrunner architekten ag)

85 Mio. CHF (soppelsa architekten gmbh)

4) Projektbeteiligte
Auftraggebung/Bauherrschaft: Allianz Suisse
Totalunternehmung/Projektentwicklung: Implenia Schweiz AG
Architektur: weberbrunner architekten ag, soppelsa architekten gmbh
Holzbau: Timbatec Holzbauingenieure Schweiz AG
Massivbau: Dr. J. Grob & Partner AG
Fassadenplanung: ProOptima AG, Beratung / Projektierungen für Stahl-/ Metall-/Glasfassaden
HLS: Sigma Ingenieure GmbH
Elektronik: Mosimann & Partner
Bauphysik: BAKUS Bauphysik und Akustik GmbH
Blitzschutz: ARNOLD Engineering und Beratung AG
Landschaftsarchitektur: Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau GmbH
Verkehrsplanung: F. Preisig AG, Bauingenieure und Planer SIA / USI
Mobilitätskonzept: Suter von Känel Wild
Signaletikkonzept: Team hp Schneider – AG f. Gestalt

5) Sonstige Angaben
Städtebau: Die Stadt Winterthur möchte das ehemalige Industriegelände in Neuhegi in ein Wohn- und Stadtquartier umformen. Der künftige Hybridcluster an der Sulzer-Allee stellt als zentral gelegener Bereich dabei ein wichtiges Element der Planung dar. Bei der Bebauung selbst wurde auf mehrere Aspekte wie eine quartierübergreifenden Durchwegung, eine belebte Terrassenlandschaft sowie eine Ausformung eines öffentlichen Binnenplatzes geachtet.

Quellen/Links
weberbrunner architekten ag (o.J.): Neustadt aus Holz, Wohnungsbau mit Gewerbeflächen sue&til, Winterthur-Neuhegi. https://weberbrunner.eu/…winterthur-neuhegi (Zugriff am 02.12.2021)
Timbatec Holzbauingenieure Schweiz AG (2019): Wohnüberbauung «sue&til», Winterthur. https://www.timbatec.com/media/docs/fachpresse-medienartikel/RZ1_2089_HBU133_2019_32Seiten_D_web_Sue_Til_Winterthur.pdf (Zugriff am 02.12.2021)
TEC21 – Schweizerische Bauzeitung (2018): Hand­werk­lich und ren­ta­bel. https://www.espazium.ch/de/aktuelles/handwerklich-und-rentabel (Zugriff am 02.12.2021)
https://stadt.winterthur.ch/…neuhegi-die-neue-stadt-in-winterthur
www.espazium.ch/ber-300-wohnungen-in-winterthurneuhegi
https://www.timbatec.com/media/docs/fachpresse-medienartikel/RZ1_2089_HBU133_2019_32Seiten_D_web_Sue_Til_Winterthur.pdf
https://weberbrunner.eu/project/wohnuberbauung-mit-gewerbeflachen-sue-til-winterthur-neuhegi/

Adresse: Ida-Sträuli-Strasse 65/Sulzerallee, 8404 Winterthur Zuletzt aktualisiert: 13. Januar 2023 Text: Roman Schaurhofer
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